12.04.2022 achtunddreißigster Blog Eintrag – Uhrzeit MESZ 9:33 Uhr
Hallo zusammen,
Spiritualität ein Wort, was unsere sinnsuchende materialistische Gesellschaft seit Jahren in den Bann zieht. Unzählige Angebote in Werbung, Coaching, Mentaltraining und Medizin, in Filmen und Literatur sprechen unsere Sehnsüchte nach Erfüllung, innere Ausgeglichenheit und Lebensqualität an. Spiritualität wird nicht mehr nur im religiösen Umfeld einer Gemeinschaft, sondern im individuellen Alltag gesucht und praktiziert. Die Jagd nach der Spiritualität gleicht einem Phantom, ein abstraktes unbestimmtes Gebilde, immateriell und unbewusst, nicht käuflich erwerbbar, unsichtbar und doch spürbar, erfüllt sie einen leeren Raum mit Lebensenergie. Die Illusion von Unsterblichkeit und Gesundheit zerbröckelt in der Angst, Einsamkeit, Zweifel und Verwirrung einer instabilen Seele. Die Suche nach der eigenen Spiritualität beginnt für viele Menschen wie so vieles im Internet …
Spiritualität einfach ausgedrückt: Leben aus dem Geist. Spiritualität ist allgegenwärtig und höchst individuell und es ist kein Dogma, Magie, Mystik, Religion oder Esoterik. Die geistige Welt begleitet den Menschen schon seitdem er denken kann, eine natürliche Urfähigkeit, ein Speicher unserer Wahrnehmungen. Jeder Mensch ist damit ein zutiefst spirituelles Wesen. Das Wissen und den Zugang dazu ist vielleicht bei dem ein oder anderen verloren gegangen, vergessen, verlernt oder wurde uns in der Erziehung, Schule, Studium etc. abtrainiert.
Die Europäische Gesellschaft für Palliativversorgung definiert Spiritualität als „dynamische Dimension menschlichen Lebens, die sich darauf bezieht, wie Personen Sinn, Bedeutung und Transzendenz erfahren, ausdrücken und/oder suchen, und wie sie in Verbindung stehen mit dem Moment, dem eigenen Selbst, mit Anderen/m, mit der Natur, mit dem Bedeutsamen und/oder dem Heiligen. Der spirituelle Bereich umfasst dabei existentielle Fragestellungen, Werte und Werthaltungen und religiöse Aspekte.“
Pater Anselm-Grün, vom Ordo Sancti Benedicti, zitiert: „die Mystiker sprechen davon, dass in jedem von uns ein Raum der Stille ist, ob wir wollen oder nicht. Aber oft sind wir abgeschnitten von diesem inneren Ort. Es ist ein Raum des Friedens, des Lichtes und der Liebe. Dieser Raum ist in uns. Unsere Aufgabe ist es nur, in diesen Raum mit unserem Bewusstsein einzutauchen.“
Spiritualität ist nicht eindimensional auf einen unserer Sinne beschränkt, sie kann sich in vielfältiger Weise ausdrücken und zeigt sich in der Lebenspraxis. Diese Vielfalt des inneren Handelns gilt es wieder zu erwecken und zu kultivieren. Gleichförmigkeit und Bequemlichkeit lassen uns vergessen, dass unser Lebensweg keine geradlinige Autobahn reizüberfluteter Genusswelten und Konsummöglichkeiten ist. Daueraktivismus führt zur eigenen Besinnungslosigkeit, der ehemals wache Geist wird zum Nichtstun verbannt. Die Lebensaufgabe und das Lebensziel geraten aus dem Blickfeld. Ein aktiver Geist ist vergleichbar mit einem Kompass. Wir halten Kurs und zerschellen nicht an den Klippen.
Spiritualität im Alltag kann sich auf vielfältige Weisen in uns ausdrücken:
in Erkenntnis, Weisheit und Demut
an dem Glauben
in der Nächstenliebe und Toleranz
in der Verbundenheit zu anderen
in der Achtsamkeit des eigenen Handelns
in der Dankbarkeit für das Leben
…
Mein Wertesystem, die Frage nach dem Sinn meines Lebens sowie der tiefere Blick auf meine Existenz schaffen die Grundlagen für meine Selbstverwirklichung und erschließen die zentralen Elemente meiner geistig spirituellen Welt. Mein spirituelles Awakening vollzieht sich in der Verbindung mit meinen Outdoor Aktivitäten, meinem Glauben und der Wahrnehmung alltäglicher Energiefelder. Geholfen hat mir dabei meine Krebserkrankung, die mich sensibler, einfühlsamer, demütiger, lebensbejahender, toleranter und achtsamer erdete.
„Spiritualität stellt Fragen, Religion formuliert Antworten.“
Dale Matthews („Glaube macht gesund. Erfahrungen aus der medizinischen Praxis“, 2000)
Wer sich Auszeit nimmt, sich mit den Lebens- und Seinsfragen auseinandersetzt, wer lebt und nicht nur existiert, auch in unwegsamen Situationen sicher auftritt, öffnet sich für die eigene Weiterentwicklung. Dieser stetige Veränderungsprozess der eigenen Persönlichkeit ist die Reifung des Geistes und der Seele. „Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf daß ihr prüfen möget, welches da sei der gute, der wohlgefällige und der vollkommene Gotteswille.“ (Röm. 12,2) Unsere Urfähigkeit tritt nach außen und will gelebt sein.
Ein spiritueller Mensch findet zu sich selbst, in dem er sich von einer „höheren Macht“, starken Energie, positiven Gedanken und seinem Herzen leiten lässt. Es ist die respektvolle Art und Weise, wie Sie der Schöpfung und all ihren Erdenbewohner begegnen. Sie werden Ihr Glück finden, wenn Sie sich selbst und andere lieben, die eigenen Talente nutzen und aus Ihren Erfahrungen lernen. Wenn das Leben, das Sie führen möchten, nicht das Leben ist, das Sie tatsächlich führen, wird es Zeit, etwas zu verändern!
Geld zu besitzen, in einem „gesunden“ Körper zu existieren oder sich ständig mit anderen zu vergleichen, kann also niemals das wahre Glück sein. Spirituelles Bewusstsein ist Ausdruck der inneren und äußeren Freiheit des Menschen. Spirituelle Menschen leben selbstbestimmt, ohne Zwänge, verzichten auf Pomp und Scheinwelten, nehmen keine Rolle ein, lassen die Vergangenheit sein und legen ihren Fokus im Hier und Jetzt.
„Mens sana in corpore sano“
An alle Krebsler: „never give up“!
Euer
Christian
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