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AutorenbildChristian Nübling

Trotzdem gesund

21.11.2021 fünfundzwanzigster Blog Eintrag – Uhrzeit MEWZ 8:52 Uhr


Hallo zusammen,


im Jahre 1946 definierte die WHO Gesundheit als „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ VOLLSTÄNDIG! was für eine gewaltige anspruchsvolle Definition, die nun 75 Jahre unverändert Bestand hat, einen Idealzustand propagiert, den die wenigsten Menschen in ihrem irdischen Dasein erreichen. Sind Sie wirklich vollständig gesund?


Nach dieser Definition wird die Gesundheit zu einem Ideal, das niemand erreichen kann. Zudem ist Gesundheit kein Zustand wie in einem Reagenzglas, sondern ein Prozess, Gesundheit ist etwas Fließendes ein Strom aus komplexen energetischen Mechanismen und chemischen Reproduktionsreaktionen, das sich rasch ändern kann. Kein Mensch ist nur stark, immer gesund, dauerhaft widerstandsfähig, ewig schön und makellos. So gut es sich anfühlt, fit und strotzend vor Energie durchs Leben zu taumeln – wer die schwachen Zeiten einfach ausblendet, betrügt sich selber. Egal, wie fit wir sind – irgendwann werden wir es nicht mehr sein ob wir es wollen oder nicht.


Unsere Gesellschaft ist spitze – auch im Verdrängen von Krankheit und Schwäche, dafür helfen unsere medialen Avatare z.B. in Facebook, Instagram mit Hilfe Photoshop Bearbeitung, Schönheitsoperationen und Körperoptimierungen. Und so werden AIDS, Krebs, Parkinson, Alzheimer, Demenz und andere chronische Krankheiten in das gesellschaftliche Abseits verbannt. Ein Vergleich mit der Antike und dem Mittelalter darf erlaubt sein, wenn man die Pest- und Leprakranken ausgestoßen und zusammengepfercht in besondere „Siedlungen“ untergebracht hat. Würden Sie mit einem chronisch Erkrankten, körperlich gebrechlichen oder schwachen Menschen eine Freundschaft beginnen wollen?


Viele Menschen haben eine unglaubliche Fähigkeit zur Anpassung. Mir wird es immer wieder bewusst, wenn zum Beispiel in der ambulanten Onkologie Betroffene zu mir sagen: „Ich weiß, dass ich an Krebs leide, trotzdem geht es mir gut.“ Ist ein Krebskranker, der dies sagt, gesund oder krank? Er hat eine bewundernswerte psychische Anpassung geleistet, aber gelingt ihm auch eine körperliche Anpassung um den vielleicht fortschreitenden körperlichen Zerfall entgegen zu wirken?


Ich bin auf eine interessante Dokumentation in der Mediathek gestoßen, aufmerksam gemacht durch eine mir nahestehende Person, die über die Selbstheilungskräfte und eigenen Reparaturmechanismen berichtet. „Kurt Langbein auf der Spur der neuen Wege zur Gesundheit, und wie man sie erlernen kann. Gesundheit bewegt alle, aber die Verunsicherung steigt. Die Menschen fühlen sich im Medizinbetrieb auf Organfunktionen reduziert, der Markt der Alternativmedizin boomt, Gesundheit lässt sich perfekt vermarkten. Kurt Langbein durchleuchtet den Gesundheitsmarkt seit 35 Jahren und hat Bestseller wie "Bittere Pillen" und "Weißbuch Heilung" dazu geschrieben sowie preisgekrönte Dokus gestaltet ("Wunder Heilung"). Nun führt er durch eine Entdeckungsreise, die zeigt, wie wunderbar die Selbstheilungskräfte des Menschen funktionieren - und was sie stört, was Mythen sind und was belegbare Tatsachen, wer heilt und wer bloß Kasse macht - und wie andere Kulturen mit Gesundheitsfragen umgehen.“ (Quelle: https://www.3sat.de/gesellschaft/politik-und-gesellschaft/trotzdem-gesund-106.html vom 27.10.2021, ORF)



Welche Gedanken gehen Ihnen jetzt durch den Kopf?


Krank und gesund schließen sich nicht aus. Für das Gesamtsystem eines Menschen gibt es viele Prozess-Kombinationen, z.B. sozial gesund, psychisch gesund und körperlich krank, und es gäbe mehrere Varianten, um die Gesundheit, beziehungsweise die Krankheit eines Menschen feingliedriger zu beschreiben. In welcher Verfassung befinden Sie sich? Und was tun Sie dagegen?


Ich folge eher Reinhard Ley, der Gesundheit (2012) definiert, als „eine zufriedenstellende Entfaltung von Selbstständigkeit und Wohlbefinden in den Aktivitäten des Lebens.“ Gesundheit hat für mich vieles mit individuellem Empfinden zu tun. So bin ich beeindruckt von Krebslern, die trotz widriger Umstände, eine Lebensfreude und Energie ausstrahlen die mich und andere ansteckt. Es ist ok, wenn es Tage gibt, an denen ich morgens aufstehe und mich voller Energie fühle, andere wiederum, an denen ich mich ohne einen genauen Grund nennen zu können, völlig erschöpft und ausgelaugt fühle. Ich richte dann mein Augenmerk auf die Dinge, die ich mit meiner eventuellen körperlichen Einschränkung gerade leisten kann, und vermeide den Blick was nicht mehr funktioniert. Meine Aufmerksamkeit gilt nicht den Defiziten! eine positive Einstellung mir selbst gegenüber und meiner Lebenseinstellung tragen viel mehr zu meinem Glück und meiner Gesundheit bei. Ich habe ein Ziel vor meinen Augen: meinen 2. Geburtstag am 16.11.2022 in voller vitaler Stärke! und ich werde den Tag nicht alleine, sondern mit vielen lieben Menschen feiern.


An alle Krebsler: „never give up“!


Euer

Christian

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