12.09.2021 zwölfter Blog Eintrag – Uhrzeit MESZ 11:05 Uhr
Hallo zusammen,
nach Wikipedia wird heutzutage als Therapeut (altgr. θεραπευτής [therapeutés]): „der Diener, der Aufwartende, der Wärter, der Pfleger“, ein Anwender eines Heilberufes oder eines Heilverfahrens, wie beispielsweise ein behandelnder Arzt (im Hinblick auf seine Aufgabe, bestimmte Therapien anzuwenden) oder Psychotherapeut bezeichnet.
Für mich sind weniger die Ärzte und angeschlossene Pflegekräfte meine Therapeuten als meine täglichen Helfer und Unterstützer. Es geht auch nicht um technische Hilfsmittel (Rollator, Gehhilfen, Lagerungshilfen, Schuhlöffel, Greifzangen o.ä.) sondern um meine liebevollen Menschen, die alle einen Beitrag für meinen Heilungsprozess leisten. Ihr unermüdlicher Einsatz für meine Bedürfnisse möchte ich an dieser Stelle würdigen, die nicht selten an die Grenzen der körperlichen und psychischen Belastbarkeit gehen. Die Diagnose Krebs ist ein absoluter Ausnahmezustand – für alle Beteiligten.
An allererster Stelle, meine Frau! sie ist die erste und auch dauerhafte Anlaufstelle für mich. Sorgen aller Art und Intensität fängt sie auf, und versucht so gut es geht zu unterstützen. Ihr offenes Ohr, mit dem ich meine Ängste gemeinsam begegnen kann, sorgt für eine partnerschaftliche Krankheitsverarbeitung und umfasst den gegenseitigen Versuch, den beim anderen wahrgenommenen Stress zu reduzieren. Es ermöglicht mir am Alltag meine Aufgaben mit Spaß zu erledigen und ein wichtiger Partner zu sein (Einkäufe, Kochen, Wäsche). In schwierigen Situationen schenken wir uns so Freude, tragen gemeinsames Erleben und Verantwortung. Ein wichtiger Platz nimmt dabei die Therapiebegleitung (z.B. Fahrten, Arztgespräche) mit ein, ebenso das miteinander offene Sprechen über die Auswirkungen der Krebserkrankung auf die Gestaltung unseres gemeinsamen, zukünftigen Lebens.
Meine Heilpraktikerin, zweiter Therapeut, ist mein spiritueller Coach, Reiki Master (rei = Geist, Seele und ki = Lebensenergie), ein Anker neben meinen guten Ärzten, deren Blicke oftmals nur meinem funktionsfähigen Körper, den Organen, Skelett und Muskeln gilt. Psychoonkologische Beratung zur Mobilisierung von eigenen Ressourcen und Orientierung in der Krankheitsphase erfahre ich mit ihr und in der Zwiesprache mit meinem Selbst. Sie trägt zur Angstbewältigung, die Stabilisierung des Selbstwertgefühls, das Angehen zwischenmenschlicher Probleme und auch das Entwickeln eigener Bewältigungsstrategien bei.
Der Dritte Therapeut ist meine Yoga Meisterin. Ihre direkten Belehrungen und Korrekturen des Asanas, dienen der Anleitung und vor allem auch der Einweihung in die Yoga Praxis, für mich ganz ehrlich manchmal ein nicht zu verstehendes Geheimnis der Körpererkundung, sich auf den Weg zu begeben die eigene Selbst zu erkennen. Einen tieferen Sinn und eine innere Ausrichtung bekommen all die vielen Yoga-Übungen (Hatha nach B.K.S. Iyengar) erst dadurch, dass sie in Verbindung zu Jahrtausend alten indischen Philosophie gesetzt werden, aus deren Erkenntnissen heraus sie einst entwickelt wurde. Und um die Philosophie nicht nur zu vermitteln, sondern vor allem auch durch das eigene Beispiel erfahrbar werden zu lassen, ist meine Yoga Meisterin vonnöten. Sonst hätte ich mir auch ein Buch mit Yogaübungen besorgen können oder einen Fitness- und Gymnastikkurs besuchen können, der natürlich von den Krankenkassen im Rahmen der Gesundheitserhaltung bezuschusst wird unabhängig der richtigen Ausübung.
Mein vierter Therapeut dem ich danke ist mein bester Freund und Trauzeuge. Was unsere Freundschaft ausmacht, Ehrlichkeit, Offenheit und Vertrautheit, Respekt gepaart mit der Gewissheit, ein Anruf genügt und wir sind wechselseitig für einander da, Entfernung spielt keine Rolle! Ich erlebe unsere jahrelange Freundschaft als mein Anker in guten wie in schlechten Zeiten. Sie nährt meine Seele und stärkt mein persönliches Energiezentrum.
Die Natur, mein fünfter nicht menschlicher Therapeut, hat zu jeder Jahreszeit ihren einzigartigen Reiz, den ich mit meiner Fotokamera und oder Mountainbike entdecken und erleben kann. Der Wald wirkt besonders gut auf meine Gesundheit – nicht nur, weil er Raum gibt für Bewegung von Körper und Geist. Die Bäume filtern und reinigen die Luft, dämpfen den Schall aus Flugzeug-, Autolärm, verströmen ätherische Öle und sorgen für angenehme Klimabedingungen. Die faszinierende Formen-, Farben-, Geräusch- und Geruchsvielfalt bauen meinen körperlichen und seelischen Stress ab, ein Wohlfühlgefühl berauscht meine Sinne. Meine Bewegungen gehen fließend in einen Flow über, ob zu Fuß oder auf Rädern beim Trailrocken.
Eine ideale Unterstützung in der Zusammenfassung hat aus meiner Sicht vier Elemente:
Emotionale Versorgung (Liebe, Zuneigung, Vertrauen, …)
Instrumentelle Versorgung (finanzielle Unterstützung, Übernahme von Alltagstätigkeiten, o.ä.)
Informative Versorgung (Informationen, die helfen, ein Herausforderung zu meistern)
Bewertende Versorgung (Wertschätzung, Anerkennung, Stolz, o.ä. entgegenbringen)
„Es gibt keine "aussichtslosen" Fälle, allenfalls "hoffnungslose" Therapeuten.“
Autor unbekannt
An alle Krebskranken: „never give up“!
Euer
Christian
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