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  • AutorenbildChristian Nübling

Lernen von den antiken Kulturen

12.10.2021 zwanzigster Blog Eintrag – Uhrzeit MESZ 12:35 Uhr


Hallo zusammen,


in der Antike beschäftigten sich viele Denker mit der Notwendigkeit, dass der Mensch sich sein ganzes Leben lang lernend weiterentwickeln muss. Lernen heißt für mich auch alte vergessene, untergegangene Lebensweisheiten wieder neu zu entdecken und zu integrieren in die eigene Lebenswelt. Die Umwelt unterliegt einem ständigen Wandel, der immer rasanter und komplexer wird. Er erfordert Anpassungen und Neuorientierungen des eigenen Selbst, um überlebensfähig und nicht orientierungslos zu bleiben. Meine eigene Biografie (Kinder, Scheidung, berufliche Neuorientierung, Krankheit), mein Lebenszyklus (Lebensmitte mit 50), erfordert ein ständiges Weiterentwickeln.


Der Philosoph Seneca (ca. 1 - 65 n. Chr.) empfiehlt, dass man jeden Tag mit dem Bewusstsein leben sollte, er sei der letzte. Vor ihm forderte schon der Dichter Horaz (65 - 8 v. Chr.) seine Zeitgenossen auf, die knapp bemessene Lebenszeit zu genießen und nichts auf den nächsten Tag zu verschieben. An alle Leser: wer sein Leben auf morgen verschiebt, läuft Gefahr es zu verpassen! Wer versucht auf vielen Hochzeiten zu tanzen, tanzt nicht gut, kann die Momente nicht genießen und ist permanent gestresst. Fokussierung ist das Zauberwort für mehr Lebensqualität und Glück. Fehlerhafte Investitionen in Freizeit- und Gesellschaftsangebote (Ablenkungen von den eigenen Problemen), sowie soziale Medien machen genau das zu einer Herausforderung. Nutze deine Fähigkeiten und Eigenschaften sinnvoll, priorisiere und überwinde deinen Schweinehund, wenn es darum geht neues zu wagen. Für mich ist Walken, spazieren gehen – vor Krebsdiagnose eine undenkbare Fortbewegung - ein kleines Beispiel für die tägliche Überwindung des Schweinehundes. Wenn Du erst mal 60 oder 67 (Eintritt Rentenalter) bist, wirst Du wohl kaum anfangen, ein anderes Leben zu leben. Die Routinen und Gewohnheiten sind Deine Ketten, die sich nicht einfach abschütteln lassen. So werden deine Träume unvollkommen mit in dein Grab ziehen, still und leise ohne eine Spur zu hinterlassen.



Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der epikureischen Lebensführung, der sog. „Vierfachen Medizin“ (Tetraphármakos) zu. Einfach ausgedrückt: Fürchte dich nicht vor Gott, fürchte dich nicht vor dem Tod, das Gute ist leicht zu beschaffen und das Schlimmste ist leicht zu ertragen. Für Epikur ist das rechte Maß eine grundlegende Maxime. Genügsamkeit, nicht Überfluss, macht uns glücklich. Und für mich? Ein gutes Leben zu führen, daran arbeite ich täglich (mit oder ohne Krebs). Eine Aufgabe zu haben, etwas zu schaffen (im Sinne eines Architekten, Baumeister, Handwerker), neues zu lernen, Geborgenheit und Liebe erfahren, Familie und Freundschaften pflegen und genießen und bei guter körperlicher Gesundheit zu bleiben. Manchmal gelingt es mir gut und an manchen Tagen sind es nur kleine mühsame Schritte zu einem guten Leben. Wie würde meine Frau sagen: „die Zutaten für eines gutes Leben sind weit weniger materiell denn spirituell.“


In der Kürze ergibt sich aus einer Vielzahl von Quellen nachfolgend ein Extrakt der Knackpunkte einer antiken und noch immer gültigen Lebensführung:

Grundlagen antike Weisheiten für ein gutes, glückliches Leben

  • Die Selbstprüfung

  • Die Wertschätzung

  • Die Kraft der Vorstellung

Ohne seelische Ausgeglichenheit kein gutes, glückliches Leben

  • Der innere Dialog

  • Das Maßhalten

  • Die Kontrolle ungezügelter Affekte

  • Das Leben in Übereinstimmung mit der Natur

  • Der Tod als Teil des Lebens

Wege zu einem guten, glücklichen Leben

  • Genieße jede Lust, die der Augenblick bietet

  • Lebe gesund

  • Entfalte deine Persönlichkeit

  • Suche Freude und vermeide Unlust

  • Lebe im Hier und Jetzt

"Nur einen kleinen Teil des Lebens leben wir. Die ganze übrige Dauer ist ja nicht Leben,

sondern bloß Zeit."

Seneca (1-65 n.Chr.) - De brevitate vitae


Passiv durch das Leben stolpern heißt seins vergessen durch das Leben zu taumeln oder mit dem Strom (Mainstream) zu schwimmen, aktiv das eigene Leben gestalten heißt, wahrhaftig zu leben, zu fühlen, zu genießen, die Zeit zu spüren und zu lieben. Am Ende gilt was Albert Kitzler so trefflich formuliert hat; für die ausgewogene Seele und die eigene Lebensqualität müssen wir „drei Lebensbereichen so gut wie möglich beherrschen, auf drei Bühnen eine gute Vorstellung abliefern: im Umgang mit der Welt (Schicksal), mit den Anderen und mit uns selbst. Das ist freilich keine leichte Aufgabe. Es bedarf einer kontinuierlichen Arbeit an sich selbst, um unser Leben in diesen drei Bereichen auf den „rechten Weg“ zu bringen.“ (Quelle: https://ethik-heute.org/was-ist-ein-gutes-leben/ 27.08.2018)


PS: Literaturempfehlungen zur Vertiefung gerne per E-Mail.


An alle Krebskranken: „never give up“!


Euer

Christian

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