02.09.2021 achter Blog Eintrag – Uhrzeit MESZ 10:20 Uhr
Hallo zusammen,
vor kurzem stieß ich in einem Blogbeitrag bei „Cancer Unites – Krebs verbindet“ auf die interessante Frage:
„Lebst Du mit dem Krebs,
oder lebt der Krebs mit Dir?“
Gleich vorweg: ich lebe mit dem Krebs! der Krebs hat in meinem Alltag nicht die Oberhand und bestimmt nicht Tag ein Tag aus mein Aktivitätsniveau, Gefühle, seelisches Wohlbefinden und Gleichgewicht. Das klingt erst einmal einfach, trotz meinen Nebenwirkungen (axonale Polyneuropathie, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Verstopfung, Wortfindungsstörungen), meiner bestehenden Arbeitsunfähigkeit, einer negativen schulmedizinischen Prognose, unklaren Spätfolgen meiner bisherigen 21 Chemotherapien, einem fehlenden Urlaub mit meiner Frau (seit 2 Jahren) und einem geringeren Fleischkonsum (Liebhaber von Barbecue).
Klar wird mein Alltag von meinem Allgemeinzustand direkt oder indirekt durch den Krebs bestimmt. Aber der Schlüssel einer guten Lebensqualität und Lebenskunst ist die Einstellung zu meiner Krankheit. Leben als Schwerkranker am Rande des Abgrundes heißt nicht Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben, Sofa und Bett, rund um die Uhr Recherchen über Tumore und Krebstherapien, der Sieg der Angst in Geist und Seele oder gar das Schreiben eines Testamentes und die Organisation der eigenen Beerdigung. Nein! Krebs ist nicht gleichzusetzen mit Sterben. Das Sterben beginnt bereits mit der Geburt. Der Tod, ein ständiger Begleiter meines Daseins. Die Vergänglichkeit meines Körpers endet übrigens genetisch maximal mit 125 Jahren. Aber wer will 125 Jahre lang auf Erden sein? Ich nicht!
Für das eigene Leben ist nicht die Lebensdauer, sondern die Qualität entscheidend und da ist das körpereigene dysfunktionale Gewebe Krebs einfach nur ein Störenfried (Schmerz, Leid, Hilflosigkeit). Ich sage zu meinem Krebs Mietnomade, Hausbesetzer, ein unerwünschter Symbiont und lasse ihn nicht größer erscheinen als er ist. Die Vielzahl von Arztterminen ist im Alltag ausreichend und benötigt nicht noch weitere Aufmerksamkeit.
Der Schlüssel zu meinem guten Leben besteht darin, sich auf ein paar wenige Dinge zu fokussieren, die mir wirklich wichtig sind – und den ganzen Rest zu ignorieren. Mein Krebs Blog und das Schreiben eines Buches über mich gibt mir einen tieferen Sinn. Meine Vergangenheit bestimmt nicht meine Zukunft, ich lebe im Hier und Jetzt und jage nicht irgendwelchen Träumen und Phantasien hinterher. Ich kämpfe um mein einzigartiges Leben.
Für die Lebensqualität mit oder ohne Krebs empfehle ich:
Prinzip Achtsamkeit (werde zum „Egoisten“) ist eine innere Einstellung, die Dinge so zu sehen, wie sie sind. In Anlehnung an den Buddhismus ist es eine ungeteilte Aufmerksamkeit auf einen Gedanken, Gefühl, Körper, Objekt oder Geist (Nicht-Urteilen, Geduld, Vertrauen, Nicht-Erzwingen, Akzeptanz und Loslassen).
Bewusstes Leben im Hier und Jetzt: nicht warten auf bessere Zeiten (= Leben in Illusion).
Verschweigen Sie nicht die Krankheit; verleihen Sie Ihren Gefühlen Ausdruck.
Angst ist ein normales Gefühl, lassen Sie Ihr Leben nicht davon bestimmen.
Positiver Mindset: Nichts beeinflusst Ihr Leben mehr als Ihre Gedanken. Negative Glaubenssätze, Selbstkritik und übermäßiges Leistungsdenken schaden Körper, Geist und Seele.
Seien Sie dankbar zu Ihrem Leben.
Geben Sie Ihrem Alltag während der Krebstherapie eine feste Struktur (Bewegung, Ruhezeiten, „handyfreie Zeit“, …).
Raus in die Natur: Sonne tanken, frische Luft atmen, Körper bewegen.
„Krebs ist eine Herausforderung, eine Einladung zum Wachstum unserer Personality“
Nach mir
An alle Krebskranken: „never give up“!
Euer
Christian
Ich stimme dir in allen Punkten zu. Mit der Umsetzung klappt es leider nicht immer… Ich übe aber jeden Tag…