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AutorenbildChristian Nübling

Krise als Chance

07.10.2021 neunzehnter Blog Eintrag – Uhrzeit MESZ 11:24 Uhr


Hallo zusammen,


jeder von uns hat schon Situationen im Leben erlebt, mit denen man nie gerechnet hat. Das Leben hält oft Überraschungen, Veränderungen, neue Wege für uns bereit, deren Tragweite wir manchmal nicht abschätzen können. Dabei werden wir aus unserem gewohnten Lebensrhythmus und Alltag herausgerissen oder sogar aus der Bahn geschleudert (z.B. Diagnose Krebs). War die eigene Welt vorher noch stabil, sicher, planbar und in Ordnung, ist auf einmal alles in Frage gestellt und es scheint, als ob die eigenen, persönlichen Kräfte an den neuen Herausforderungen scheitern, abprallen und sich im Nichts auflösen. Die Zeit verrinnt und wir schaffen es nur schwer oder auch gar nicht, uns diesen Situationen konstruktiv zu stellen, Abstand zu gewinnen, Klarheit zu bekommen und das Neue/ Unbekannte zu akzeptieren.


Wie schön ist der geliebte Alltag mit all den Routinen, Sicherheit, Planbarkeit und Stabilität. Sie sorgen für scheinbare trügerische Sicherheit! ständige Ablenkungen lenken uns von Problemen und eigenen körperlichen Veränderungen ab, unsere Aufmerksamkeit für uns selbst leidet, wir verlieren den Blick für unser Umfeld. In der plötzlich eintretenden Krise bietet sich nun die Chance, in den intensiven inneren Dialog zu treten und unseren eigenen Bedürfnissen und Emotionen wieder mehr Raum zu geben. Vernetzen, verdrahten Sie sich mit Ihren Gefühlen! der Zugang zu unseren Sehnsüchten, Ängsten aus dem verbannten Unterbewusstsein, eröffnet Raum/ Perspektiven für Neues. Wir können lernen, wieder mehr auf unser Selbst zu hören, Dinge kritisch zu durchleuchten und die notwendigen Veränderungen anzustoßen, anstelle die Unzufriedenheit einfach zu akzeptieren und weiterzumachen. Das ist es schließlich, was eine gute Beziehung zu uns selbst ausmacht, oder?


Eine verlässliche Lebensgestaltung beinhaltet gezielt Zeiteinheiten, um Pläne zu entwickeln und Entscheidungen für deine Zukunft zu treffen. Die Entscheidungsfreiheit wird dich in deinem Gefühl der Selbstbestimmtheit enorm stärken und Dich von Abhängigkeiten befreien.



Durch die tägliche Konfrontation als Krebspatient mit gravierenden Herausforderungen (Gesundheit, Finanzen, Beziehungen, Partnerschaft, Arbeit) vergeude ich deutlich weniger Energie mit dem Ärgern über Belanglosigkeiten, ich kategorisiere meine Prioritäten neu, rufe meine vergessene unterdrückten Werte wach und lerne wieder, meine echten Bedürfnisse sowie all das, was ich habe, wahrzunehmen und zu schätzen. Das schärft meinen Blick für meine wahren Wünsche und Ziele: ich lasse mich weniger von Banalitäten beirren oder blenden und werde folglich selbstbewusster und entschlossener in meinen Entscheidungen. Ob mein Mut für die Umsetzung stark genug ist, wird die Zukunft zeigen.


Meine bisher größte Lebenskrise reaktiviert mein eigenes System. Dafür stehen nachfolgende Fragen. Wie sah mein Leben vor der Krebsdiagnose aus? Was möchte ich jetzt ändern? Was stört mich schon lange an meinem Leben? Gibt es Dinge, von denen ich denke, dass ich sie tun muss, die ich gar nicht wirklich tun muss?


So bietet diese Krise bei all den schrecklichen Nachrichten (Palliativmedizin) vor allem auch eine Chance vieles im Hier und Jetzt anders zu machen. Aus meiner Sicht entsteht eine Krise niemals einfach so im Zufall, ohne Grund. Alles, was passiert hat immer einen Ursprung, einen Ausgangspunkt. Wenn wir diese Ursache verstehen können und unsere Handlungen anpassen, entwickeln wir uns weiter, gewinnen an Weisheit und Lebensqualität. Geist, Seele und Körper sind in harmonischer Balance, Grundvoraussetzung für die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden.


In einer Lebenskrise (nicht Midlife-Crisis) rückbesinnen wir uns vielleicht, dass

  • das Leben, auch Alltägliches (riechen, fühlen, atmen, hören, sehen), einzigartig und wertvoll ist

  • wir uns und unsere Bedürfnisse nicht unterdrücken dürfen

  • wir uns weniger wichtig nehmen müssen (wir sind alle ersetzlich)

  • wir nicht nach unseren seelischen oder körperlichen Bedürfnissen gelebt haben

  • der Sinn des Lebens ein anderer ist

  • Partner und die Freunde wichtiger sind als Arbeit

  • die Prioritäten im Leben anders zu setzen sind (weg vom Materialismus)

  • glauben vermag Berge zu versetzen (Mt. 17, 20b)

  • mehr für die eigene Gesundheit zu tun ist

  • unsere endliche Lebenszeit eine andere Verteilung benötigt

„Wenn alles gegen dich zu sein scheint, dann erinnere dich, dass ein Flugzeug nur

gegen den Wind abhebt und nicht mit dem Wind.“

Henry Ford (1863-1947)


Was immer zu der Krise geführt hat, es liegt an Ihnen, was Sie daraus machen. Sie können in die Opferhaltung gehen oder die Krise als Chance nutzen, Dinge zukünftig anders zu tun und somit an der Herausforderung (= Chance, Gelegenheit) zu wachsen. Mein 10 Punkteplan:

  • Akzeptieren Sie die Situation

  • Loslassen (Ballast) und entspannen

  • Objektive Analyse der Situation

  • Bewegen, bewegen, bewegen

  • Aktion anstelle Reaktion (eigene Potentiale nutzen)

  • Lasse Gefühle zu (Angst, Wut, Verzweiflung)

  • Fokus auf Dinge, die Ihnen guttun (das eigene Leben nicht einschränken)

  • Dankbarkeit für das eigene Leben

  • Sorgen Sie für Ruhe und kein Stress

  • Hilfe im eigenen Netzwerk annehmen

An alle Krebskranken: „never give up“!


Euer

Christian

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