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  • AutorenbildChristian Nübling

Krebste eine mit?!

10.05.2022 vierzigster Blog Eintrag – Uhrzeit MESZ 9:40 Uhr


Hallo zusammen,


was haben Barack Obama, Angela Merkel, Bill und Tom Kaulitz, Krebskriegerin Susanna und Prof. Dr. Lorenz gemeinsam? Sie sind Podcaster, wie viele Millionen Andere im www. Amateurfunk, Nischenradiosendungen, Hörbücher und eben Podcasts laden ein zum „Berieseln“, zum „Überbrücken“ aktivitätsloser Zeiten an fast jeden Ort auf unserem Planeten. Sie verführen unser mediales abhängiges Gehirn aber offensichtlich auch zum Intensivhören.


Podcasts werden aus meiner Sicht wichtiger Bestandteil einer kritisch hinterfragenden Öffentlichkeit, bei der Glaubwürdigkeit, die einseitige Haltung und Berichterstattung des massenmedialen Journalismus ablösen. Bei wichtigen gesellschaftlichen Themen geht es nicht mehr nur um Unterhaltung, einseitige Effekthascherei, Überbietung von Schlagzeilen, Schreckszenarien und Verbreitung von Meinungen, sondern um Wahrhaftigkeit. So ist eine Krebserkrankung mit makelloser körperlicher Schönheit in Verbindung zu bringen genauso unrealistisch, geschmacklos, verwerflich, beschämend wie Krieg verknüpft mit lachenden Gesichtern oder berauschenden Partys.


Podcasts sind eine Kreation des World Wide Web und deshalb einer gewaltigen Hörerschaft zugänglich. Das digitale Format mit fast grenzenloser Nutzung ist einfach unwiderstehlich. Influencer ohne Podcasts sind nicht denkbar. In regelmäßigen Abständen flattern neue Folgen auf Smartphone, Tablet oder Laptop. Die einzelnen Folgen können dabei live konsumiert und wieder gelöscht werden, einzelne Folgen können aber auch unbegrenzt gespeichert werden. Podcasts sind von Natur aus sowohl orts- als auch zeitunabhängig. Hurra, es lebe der digitale Konsum.



Ich bin seit April Podcaster (Schüler, Padawan) im Instagram Account #krebste.eine.mit. Gemeinsam mit Alex alias Cancer Jedi (Hodi) interviewen wir im 14 tägigen Rhythmus Montags Abends um 20 Uhr Menschen, wie Sie liebe Leser und ich, rund um das Thema Krebs. Ganz im Sinne, es gibt keinen Moment nicht über Krebs zu sprechen. Aufklärung, Mut machen, Information und jede Menge Spass stehen im Mittelpunkt unseres 60 minütigen Formates. Authentisches Podcasting ohne großen Technikeinsatz, Styling, Nachschnitt, Bildbearbeitung, eben so wie das Gespräch sich entwickelt. Leider auch manchmal mit technischen Problemen (IT-Abstürze, WLAN Instabilitäten, misslungenen Aufzeichnungen), die erkennen lassen, dass nicht das Business im Vordergrund steht.


Inspiriert von Tamer Jandali und Franziska Knost, Bauchspeicheldrüsenkrebs, verstorben am 10.02.2022 im Alter von 42 Jahren, (Podcast: Sick of it, Statements einer Sterbenden – „Let’s do a Fuck-it-List!“) sagte ich Alex sofort zu ohne zu wissen, worauf ich mich da eingelassen habe. Gutes Podcasting ist eine Kunst. Das gelingende Gespräche bezeichnen die Griechen als Mäeutik, die langsame Entwicklung eines Gedankens, der nicht der Verkündung einer brillanten Einsicht entspricht, sondern Raum der wechselseitigen Annäherung gibt. „Gute Podcaster sind Phänomenologen des Populären: sie nähern sich einem Gegenstand, ohne ihn sogleich mit einem Expertenbegriff zu „erledigen“. Sie umzingeln ein Thema, einen Gedanken, lassen aber auch unverdaute Eindrücke zu, belehren in der Regel nicht (es sei denn mit ironischer Brechung). Oft sind sie emotional höchst aufgeladen und parteiisch und keineswegs neutral.“ (Quelle: itz, 27.11.2018)


Ich bin überzeugt in guten Podcasts entdecken Sie liebe Leser, dass Informationen nie wertfrei sind und Aufklärung nicht ohne Herz und Leidenschaft möglich ist.


„Wenn du etwas wissen willst und es durch Meditation nicht finden kannst, so rate ich dir, mein lieber, sinnreicher Freund, mit dem nächsten Bekannten, der dir aufstößt, darüber zu sprechen. Es braucht nicht eben ein scharfdenkender Kopf zu sein, auch meine ich es nicht so, als ob du ihn darum befragen solltest: nein!

Vielmehr sollst du es ihm selber allererst erzählen.“

Heinrich von Kleist (1777-1811)


Vernunft, das kann man bei guten Podcasts lernen, entsteht aus Zuhören und Weiterdenken. Toleranz und Demut vor dem Leben und den individuellen Schicksalen prägen das gesprochene Wort, Gefühlsausbrüche (Angst, Ärger, Freude und Trauer) erhalten einen Raum. Die Begegnung in der digitalen Welt ersetzt nicht die reale Zusammenkunft, verzichtet aber auf Effekthascherei und Selbstinszenierung.


Leider ist bei einigen Podcasts die Zielsetzung nicht immer erkennbar, Hauptsache Follower zu Rückmeldungen animieren und Selbstbestätigung zu erhalten, und zu allen interessanten Themen seine Meinung kundtun unabhängig vom eigenen Wissensstand und Betroffenheit. Auch bei dem Thema Krebserkrankung erlebe ich gute und schlechte, relevante und irrelevante Podcasts.


Bei #krebste.eine.mit steht eine erlebte, persönliche, individuelle Sachlichkeit im Vordergrund, die das Erklären und Verstehen fördern will. Eine Krebserkrankung ist aus unserer Sicht höchst individuell und in den seltensten Fällen vergleichbar, die Vielfalt im Umgang fasziniert uns, die Lebensfreude unserer Interviewpartner zollen unseren Respekt. Unsere Leidenschaft und Know-how (Hodenkrebs und biliäres Karzinom) möchten das gesprochene Wort zum Hör- und Seherlebnis machen. Liebe Leser schaut montags Abend bei Instagram vorbei, wir freuen uns auf jeden Zuschauer und Gast!



An alle Krebsler: „never give up“!


Euer

Christian


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