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AutorenbildChristian Nübling

Krebs und Psyche

09.09.2021 elfter Blog Eintrag – Uhrzeit MESZ 11:50 Uhr


Hallo zusammen,


„Der Einfluss psychischer Faktoren wie etwa Stress, Lebenskrisen oder Depressionen

auf das Zustandekommen einer Krebserkrankung ist möglich, biologisch erklärbar,

aber empirisch nicht gesichert.“

Professor Dr. med. Wolfgang Söllner, 2010


Sicher ist, dass Schmerzen, Erschöpfung, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Osteoporose, Hitzewallungen – all das sind mögliche Neben- und Nachwirkungen von Krebstherapien – die auf die Psyche des Krebspatienten direkt einwirken. Cancer survivor (Bezeichnung für Krebspatienten, die nach 5 oder 10 Jahren noch leben) fürchten sich ebenso vor einer neuen Erkrankung – der Wiederkehr des alten Leidens- wie dem Auftreten anderer Krebskrankheiten.


Die seelische Verfassung wird durch körperliche „unschöne“ Umwandlungen (Haarausfall, Hautflechten- und schuppen, schlaffes Bindegewebe, Körpergeruch, …) zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen, die oft nachhaltig das eigene Körperbild verändern. Häufig sind Patienten zudem durch die Erkrankung selbst oder durch die Therapie in ihren körperlichen, sozialen und beruflichen Aktivitäten eingeschränkt, und fühlen sich dadurch nicht selten minderwertig, nutzlos, ausgeschlossen und abgewiesen. Belastungen die selbst nach Heilung fortbestehen und wie eine schwere eisengeschmiedete Fußfessel den Menschen nicht loslassen.


Die seelische Situation bei Krebskranken unterliegt daher aus meiner Wahrnehmung häufigen unkontrollierten Gefühlswechseln. Dies ist zum einen auf Änderungen des Krankheitsbildes (Therapieerfolge, Stillstand, Rückschläge), zum anderen auf die kräftezehrende Therapie mit einer Vielzahl von Arztbesuchen und medizinischen Eingriffen (z.B. Blutabnahmen, CT und MRT, Ultraschall) zurückzuführen. Gerade bei Krebskranken können die Stimmungsschwankungen wegen der extrem belastenden Situation stärker ausfallen. Die Psyche fährt Achterbahn! dies gilt auch für die direkten Angehörigen.



Für mich war zu Beginn der Therapie eine Balance zu finden zwischen dem Empfinden negativer Emotionen und der Anpassung an die neuen Lebensumstände. Dazu gehört auch die Aufarbeitung der Vergangenheit und ungelöster Konflikte. Mit meiner Heilpraktikerin, eine Vertrauensperson, kann ich „psychoonkologische“ Gespräche mit Tiefgang (Eintauchen in das Selbst) führen. Meine Lebensenergie gilt es zu bündeln für meinen Heilungsprozess (Erneuerung der Zellen), eine Verschwendung mit Jammern und Klagen als Opfer oder Stress und permanenten Leistungsdruck ist zu entrinnen. Der klar und verlässlich gezeichnete Lebensplan, in dem ich behütet, blind gelebt habe, hat sich aufgelöst. Der Neubeginn meines zweiten Lebens ist ein großes Abenteuer, das bisherige Leben ist auf den Kopf gestellt, das Ungewisse zu lernen als Geheimnis des Lebens oder wie sagt meine Frau die Fähigkeit des „Loslassen“ üben.


Für die seelische Balance empfehle ich:

  • Gute Bücher und Musik, ein Hobby, Fotografieren, Malerei, Gartenarbeit, u.v.m. – schränken Sie den Medienkonsum ein.

  • Studium der antiken Lebenskunst- und Weisheiten aus dem Orient/ Asien (Inspiration für das eigene Hinterfragen des Lebens).

  • Sich informieren, aber sich auch nicht übermäßig mit der Krankheit beschäftigen.

  • Sich mit seinen Ängsten/ seinem Schatten (Unterbewussten) auseinandersetzen (Meditation, Yoga und Atemübungen).

  • Krebs hat mit Schuld und Versagen so viel gemeinsam, wie ein T-Bone-Steak und ein Hähnchenschenkel.

  • Sich selbst lieben und wertschätzen!

  • Lernen Sie NEIN sagen! Beugt chronischen Stress vor.

  • Ansprechpartner/ Vertrauensperson/ Gleichgesinnte suchen, auch „Rückzugsgebiet“ aufbauen (Nichts tun, bewusste Muße/ Müßiggang).

  • Orientieren Sie sich an dem, was für Sie selbst jeweils wichtig ist und was Ihnen gut Tut (eigenes Tempo!).

  • Nehmen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen ernst (höchste Priorität).

  • Pflegen Sie bewusst gute soziale Beziehungen und trennen Sie sich von toxischen Beziehungen.

  • Psychoonkologische Gespräche,

→ bei allen emotional belastenden Situationen

→ bei Unsicherheiten bzgl. der Krankheitsverarbeitung

→ bei Gefühlen von Angst, Ohnmacht, niedergeschlagen sein, Hilflosigkeit, Antriebslosigkeit

→ bei psychosomatischen Symptomen (Schlafstörungen, Migräne, Nacken- und Schulterschmerzen, Schwindel, Panikattacken)

→ bei familiären Krisen oder Probleme mit nahen Bezugspersonen im Rahmen der Krankheitsverarbeitung und Lebensaufarbeitung (Erziehung, Werterahmen, Erwartungen, Ziele, Zwänge)


„Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare,

für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance.“

Victor Hugo


An alle Krebskranken: „never give up“!


Euer

Christian

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