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AutorenbildChristian Nübling

Ich und mein Bike

Aktualisiert: 5. Apr. 2022

06.09.2021 zehnter Blog Eintrag – Uhrzeit MESZ 15:50 Uhr


Hallo zusammen,


„Jeder Popel fährt 'nen Opel

Jeder Affe fährt 'nen Ford

Jeder Blödmann fährt 'nen Porsche

Jeder Arsch 'nen Audi Sport

Jeder Spinner fährt 'nen Manta

Jeder Dödel Jaguar

Nur Genießer fahren Fahrrad

Und sind immer schneller da.“

Die Prinzen, Mein Fahrrad, 1991 (Album: Das Leben ist grausam)


Was bereits bekannt ist: Fahrrad fahren senkt nicht nur das Risiko eines erneuten Ausbrechens des Krebswachstums (täglich 30 Minuten), es kann - je nach Tumorart - sogar positiv auf die Erkrankung auswirken. Bei einem fitten Körper kann die Chemotherapie besser anschlagen, Nebenwirkungen treten im Durchschnitt seltener auf und Patienten halten die Therapiezyklen besser durch (bei mir: 7 Zyklen à 3 Therapietage im zeitlichen Abstand 1, 8 und 22 Tage ergab 21 Chemos).


„Die biologischen Mechanismen, die erklären, warum Sport einen direkten Einfluss auf Krebs hat, sind noch weitestgehend unbekannt. Das hat auch damit zu tun, dass das Wachstum von Tumoren von sehr komplexen Vorgängen abhängig ist. Da körperliche Aktivität allerdings fast alle Organsysteme anregt und auch das Gehirn beeinflusst, wirkt sich dies auch auf die der Krebsentstehung zugrunde liegenden Faktoren aus. So wird die Durchblutung des gesamten Körpers gefördert, was wiederum den Krebszellen das Überleben erschwert. Auch sind die Krebszellen in ihrem Wachstum von den Abbauprodukten der Glukose angewiesen, welche bei sportlicher Betätigung vermehrt verbraucht werden.“ (Krebsgesellschaft: Sport bei Krebs: So wichtig wie ein Medikament, 29.08.2018)


Ich liebe mein Bike (ein Fully 26 Zoll Downhill und ein E-MTB Fully 27,5``Plus All Mountain), optisch ein Hingucker bei bester Pflege, und das Biken. Daher war mir schnell klar, dass ich auf das Biken während der Krebstherapie nicht verzichten möchte. Neben dem Walken bietet das Bike eine ideale Ergänzung. Meine tägliche Fuß-Mobilität ist abhängig von den Auswirkungen meiner axonalen Polyneuropathie (Funktionsstörungen der Motorik, Lähmungen, Muskelatrophien und Krämpfe). Biken geht fast immer, auch mit Kribbeln und Taubheitsgefühl, ist gelenkschonend und stabilisiert das Gleichgewichtssystem, während walken Tagesform abhängig ist. Gehe ich wie ein mechanischer Betonklotz oder ein Roboter die Treppen runter und zieht ein Schmerz von der Fußsohle in die Wade bei jedem Schritt, weiß ich, dass heute mein Fahrrad mir die größere Freude bereitet als mein Salomon Laufschuh. Biken steigert mein Wohlbefinden (Psyche und Immunsystem) und ist für mich zur Universalmedizin geworden. Ich erreiche Orte, die ich mit dem Auto nicht ansteuern kann, die erlebte Freiheit in der Natur und das eins werden mit dem Weg/ Trail (Flow) berauscht meinen ruhelosen Geist. Es ist für mich wie Meditation die Einheit/ Symbiose von Körper und Zweirad-Technik einzugehen. Am Ende höre ich nur noch das gleichmäßige Surren meiner Reifen und der Wind, der um meine Nase weht.


Für das Biken während der Krebserkrankung empfehle ich:

  • Zum Start kleine Touren: kennen lernen des körperlichen Allgemeinzustandes und der eigenen Belastbarkeit. Körperliche Bewegung soll aufbauen und nicht schlauchen. Überwinden Sie Ihren Schweinehund.

  • Bringen Sie Ihr Bike auf Vordermann: Inspektion, großer Service ist eine Voraussetzung für sicheres fahren (bequemer Sattel z.B. Selle SMP TRK), Überprüfung Bremsen, Fahrwerk, Dämpfer, Reifen und körpergerechte Einstellung der Sitzposition (bike-fitting).

  • Ev. Gesundheitscheck mit Hausarzt oder Physiotherapeut (Ernährung und Sportintervall- und -intensität) durchführen. Hinweis: ab dem 30. Lebensjahr verliert der Körper im Durchschnitt alle zehn Jahre drei Kilogramm Muskelmasse. Als Folge steigt der Fettanteil im Körper, und der Grundumsatz an Energie sinkt.

  • Zum Biken eine aufrechte Sitzposition (MTB, Cross-Bike, Trekking Bike) einnehmen, für den Einsteiger kein Rennrad oder Gravel-Bike – E-Bike sinnvoll, wegen fehlender Kraftübertragung in Steigungen. Spitzenbelastungen sind zu vermeiden. Puls/ Herzfrequenz in der anaeroben Schwelle (liegt zwischen 80-90% der max. Belastung) vermeiden.

  • Investieren Sie in einen Fahrtechnikkurs z.B. Basic Level. Level für Einsteiger oder Wiedereinsteiger, mit allen wichtigen Fahrtechnik-Grundlagen die es braucht, um sicher auf einfachen Strecken unterwegs zu sein und eine saubere Grundtechnik zu erlernen.

  • Phasen der Regeneration nutzen: 1 Tag Sport, 1 Tag Pause, 1 Tag Sport …

  • Tragen Sie Kompressionsbekleidung verbessert die Durchblutung der Muskulatur und des Bindegewebes, insbesondere bei Wassereinlagerungen während der Chemo.

  • Vermeiden Sie Indoor-Cycling im Fitnessstudio. Es fehlt der frische Sauerstoff, Auftanken Vitamin D erfolgt nur in der Natur.

  • Schließen Sie sich einer Krebs-Sportgruppe an. Biken unter Gleichgesinnten erhöht die Freude.

  • Radreisen stärken Körper und Geist (z.B. Elbe, Weser, Main, Donauradweg – SchwarzwaldCross, AlpenCross Via Claudia Augusta).

  • Details: https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Bewegung-und-Sport-bei-Krebs_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf

An alle Krebskranken: „never give up“!


Euer

Christian

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